Libby – mein kleiner, liebster, schönster und bester Blindfisch der Welt
von Claudia Schwarzien
Libby kommt aus Ungarn und ist als Pflegehund bei uns eingezogen. Als ich die ersten Bilder von ihr gesehen habe, war mein erster Gedanke, die muss zu uns, ein kleines armes Wesen, sie sah ziemlich traurig und fertig aus. Die Augen – ein Graus – alles verklebt und irgendwie nicht so gut, der erste Gedanke, bei den ersten Bilder.
So sah sie aus, als ich sie das erste Mal gesehen habe:
Die Ausreise von Libby zog sich dahin. Unser Urlaub stand an und meine Frage, kommt Libby vorher wurde dann doch kurzfristig mit einem Nein beantwortet, weil die Maus notoperiert werden musste, Darmverschluss. Libby in Ungarn – wir in Willich und großes Bangen auf beiden Seiten. Schafft sie diese Ausreise überhaupt. Aber dann kam die Entwarnung und der Ausreisetermin. Der lag zum Glück nach meinem Urlaub und unsere Vorfreude auf die kleine Maus wurde größer und größer. Sie hatte es uns einfach angetan und wir wollten ihr die Möglichkeit auf ein schönes Leben geben. Dann war es endlich soweit, ich bekam die Nachricht, Libby ist in Deutschland, ganz klein super süss und einfach nur klasse. Ihre Reise ging durch Bayern mit Zwischenstopp nach Bad Honnef wo ich sie dann abgeholt habe. Ich kam an und da sass ein Häufchen kleiner Hund, mit verklebten Augen und blind wie ein Maulwurf. Sie hat sich gleich in mein Herz geschlichen, diese kleine Motte.
Wir fuhren nach Hause und meine Sorgen wuchsen, wie werden meine Hunde auf einen Blindfisch reagieren, aber alle Sorgen waren absolut umsonst, denn meine – zu dem Zeitpunkt Sandy und Sam – haben Libby ganz herzlich bei uns aufgenommen und als wenn sie es spüren würden, haben sie ihr den Weg gezeigt. Wenn Libby auf sie zugerannt ist, dann sind sie wie selbstverständlich bei Seite gegangen.
Und dann ging es los mit ihrem Leiden. Sie hatte schlimmsten Ausfluss und es stellte sich heraus, dass sie eine schlimme Gebärmutterentzündung hatte. Sie wurde kurzfristig operiert und es war verdammt gut so. Meine TÄ sagte, so was Schlimmes hat sie schon lange nicht mehr gesehen. Mir tat es unglaublich leid, dass ich sie so schnell schon wieder weggeben musste, wenn auch nur für kurze Zeit, denn kaum war die Maus aus der Narkose aufgewacht, da rief mich meine TÄ bereits an und sagte, ich müsse unbedingt sofort kommen und Libby holen, sie nimmt die Praxis auseinander und ist ganz hysterisch. Als ich dann in der Praxis war und Libby merkte, dass ich da bin, wurde sie etwas ruhiger und lies sich auch von mir beruhigen. Ich glaube in diesem Moment haben wir ein Band geschlossen und uns für einander entschieden – dass es irgendwann doch noch einmal anderes kommen sollte, ahnte da noch keiner von uns beiden –
Wir haben eine schlimme Zeit nach der OP gehabt und ich habe täglich um das leben meiner kleinen Maus gebangt. Sie stand sehr auf der Kippe und ich weiß noch, dass ich immer gedacht habe, dass kann nicht sein, noch ist sie nicht soweit, sie ist doch gerade erst in Freiheit. Meine liebevolle Pflege hat sie wieder hergestellt und Libby folgte mir auf Schritt und Tritt.
Man sieht, dass sie nix sieht.
Und Knochen schmecken soooo toll…
Na dann sollten wir aber mal die Angelegenheit „Augen“ in Angriff nehmen. Es kann doch nicht sein, dass sie nie wieder das Licht der Welt sehen sollte. Wir haben viele viele Untersuchungen mit ihr durchgeführt, ich bin mit ihr von meiner TÄ auf Empfehlung nach MG in die Tierklinik gefahren, dort wurde wiederum alles getestet und ich wurde weiter empfohlen.. nach Köln zur Frau Dr. Hüby eine Spezialistin für Augenkrankheiten. Sie hat Libby auf den Kopf gestellt, alles durchgetestet und mir dann leider doch mitteilen müssen, dass Libby nie wieder sehen wird. Es war ja irgendwie klar, dass es so sein könnte, aber man greift nach dem Strohhalm in einer solchen Situation und hofft immer und immer. Libby lebte sich bei uns ein, wir habe mit ihr ein Cockertreffen besucht, wo sie von ihren Paten bestaunt wurde, so ein kleiner Bonsaicocker und so eine Persönlichkeit. Alle waren erstaunt, wie sehr sie an mich gebunden ist und wie sehr sie mir – unangeleint – auf Schritt und Tritt folgt und auch nicht wirklich gerne bei jemanden anderen bleiben mochte.
Für mich stand zu diesem Zeitpunkt fest, Libby wird bleiben. Abends war sie die erste im Bild und es hat mich immer erstaunt, wie sie mit ihrer Blindheit zurecht kommt. Sie ist hinter den Bällen hergerannt und hat sie zurückgebracht. Sie hatte sich bei uns orientiert und alles passte.
Und dann kam ein Anruf von einer super lieben und netten Dame, die von Libby gehört hat. Sie hat kein Internet und gerade ihren Cocker verloren und wollte nun was gute tun und Libby ein neues Zuhause geben. Wir haben verabredet, dass ich ihr Fotos von Libby schicken werde und wir dann erneut telefonieren werden. Wir haben sehr sehr häufig und lange telefoniert und ich bin immer mehr zu dem Entschluss gekommen, dass Libby dort den
Himmel auf Erden haben wird. Die Dame ist Hebamme und eigentlich immer zuhause, Libby würde einen großen Hundekumpel bekommen und ein großes Haus mit Garten und den Main fast vor der Tür. Die Vorkontrolle bestätigte, dass es das passende Zuhause sein kann.
Es wurde ein Termin ausgemacht, an dem Frau K. kommen wird und sich Libby ansehen möchte. Tage vorher habe ich nur geheult und gesagt, nee die bleibt und nee die geb ich nicht mehr weg, aber dann kam der Tag und Frau K. klingelte an. Ich glaube, wenn Libby nicht das gemacht hätte, was sie genau da gemacht hat, dann wäre sie heute noch bei uns, aber Frau K. kam zur Tür rein und sagte nur guten Tag und von dieser Sekunde an, hatte sie Libby an den Hacken. Es war als wüsste Libby ganz genau, hier gehöre ich jetzt hin und das ist mein neues Frauchen. Es passte alles, wir waren uns super sympathisch, dass „Libbyle“ kuschelte mit ihre neuen Mama und ich war so was von erleichtert. Sie fuhren dann nach Würzburg – soweit weg – und ich wurde in der ersten Zeit ganz regelmäßig über das Einleben und über Libbys Leben informiert. Ich hatte das Gefühl, ich bin dabei. Frau K. hat alle Augenuntersuchungen nochmals durchführen lassen, um Libby nur die geringste Chance zu ermöglich doch noch was zu sehen, aber auch ihr wurde gesagt, dass es nicht sein soll. Libby hat einen Deutsch Drahthaar namens Fritz an ihrer Seite, der der perfekte Blindenhund geworden ist. Später ist noch eine nette Cockerdame mit Namen Nina bei Frau K. eingezogen, so dass dort nun auch ein wundervolles Trio wohnt und alles zufrieden und glücklich sind.
Meiner Libby wünsche ich, dass sie noch viele schöne Jahre erleben darf und sie weiterhin fit und gesund bleibt. Infos erhalten ich in regelmäßigen Abständen und ich bin sehr sehr dankbar darüber.
Libby kurz vor ihrem Auszug…